Bad Wildungen -"Sextortion" - Polizei warnt vor Erpressung im Internet
Korbach (ots) -
Immer mal wieder endet ein vermeintlich harmloser Chat oder Flirt über soziale Medien in skrupellosen Erpressungen. Die Polizei des Landkreises Waldeck-Frankenberg warnt aktuell vor der sogenannten Sextortion-Masche, da in letzter Zeit vermehrt Fälle angezeigt wurden.
Bei dem Kriminalitätsphänomen "Sextortion", ein zusammengesetztes Wort aus "Sex" und "Extortion" (Erpressung), handelt es sich um eine Erpressungsmasche im Internet. Bei dieser lernen Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk oder eine Chatplattform kennen. Die Täter lenken die Kommunikation geschickt auf eine Video-Telefonie um. Hier werden die potentiellen Opfer dann aufgefordert, sich vor einer Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Die oftmals nur leicht bekleideten Damen oder Herren bringen ihre Gesprächspartner dazu, die selbst gefertigten Nackt- oder Masturbationsbilder bzw. -videos zu übersenden.
Führen die Opfer sexuelle Handlungen im Rahmen eines Livestreamings an sich durch, zeichnen die Täter dies vor der Kamera auf. Im Anschluss fordern die Kriminellen Geld von den betroffenen Männern oder Frauen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, drohen sie damit, dass die Bilder oder Videos an Familie, Freunde und Bekannte weitergeleitet und im Internet veröffentlicht werden.
In Bad Wildungen traf es einen 37-jährigen Mann, der nach einem Videochat richtig handelte: Er zahlte nicht den geforderten Betrag und erstattete Anzeige.
Er hatte über ein soziales Netzwerk eine junge Frau kennengelernt. Nachdem man sich zunächst nur geschrieben hatte, kam es zu einem längeren Videochat mit sexuellem Inhalt. Anschließend forderte die Frau von dem 37-Jährigen fast 10.000 Euro, da sie ansonsten das Video veröffentlicht werde. Der 37-Jährige handelte die Frau auf einen unteren dreistelligen Betrag herunter. Er zahlte aber auch diesen Betrag nicht und entschloss sich, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten.
Die weiteren Ermittlungen in diesem und in weiteren ähnlichen Fällen wegen versuchter oder vollendeter Erpressung werden bei der Kriminalpolizei Korbach geführt.
Die Polizei gibt folgende Hinweise zu der Erpressungsmasche im Internet:
Eine gesunde Portion Misstrauen ist nicht verkehrt, um gar nicht erst in die Opferrolle zu kommen. Grundsätzlich sollte man skeptisch sein, wenn wildfremde Personen über Facebook oder andere soziale Netzwerke Kontakt suchen und zu flirten beginnen.
Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an. Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäreeinstellungen.
Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber.
Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
Im Zweifel: kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit kurzem kennen.
Verschicken Sie keine Nacktaufnahmen.
Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf Ihren online-genutzten Endgeräten immer auf dem aktuellen Stand.
Falls Sie bereits erpresst werden:
Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird.
Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshots.
Dirk Richter
Kriminalhauptkommissar
Rückfragen bitte an:
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