Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 der Polizeidirektion Oldenburg
Oldenburg (ots) -
Die Polizeidirektion Oldenburg stellt heute (14.03.2025) die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 vor.
+++ Kernpunkte der PKS 2024 +++
- Gesamtzahl der Straftaten gesunken; Aufklärungsquote stabil hoch - Abnahme der Fallzahlen im Bereich der Eigentumskriminalität, der Kinderpornografie und der Vermögens-/Fälschungsdelikte - Mehr Straftaten gegen das Leben - Häusliche Gewalt steigt weiter an - Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften weiter zunehmend - Teillegalisierung von Cannabis wirkt sich auf die Kriminalitätszahlen aus
+++ Entwicklung der Gesamtkriminalität +++
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Oldenburg haben sich im abgelaufenen Jahr 2024 weniger Straftaten als im Jahr zuvor ereignet. 91.698 Fälle im Jahr 2024 bedeuten einen Rückgang von 7,3 Prozent im Vergleich zu 2023 (98.934).
Die Aufklärungsquote bleibt stabil hoch, sie konnte mit 65,22 Prozent gegenüber 63,29 Prozent im Vorjahr sogar noch spürbar gesteigert werden.
Ein Parameter für die Bewertung der Kriminalitätsbelastung ist die Häufigkeitszahl. Die Zahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner lag in 2024 bei 5.112. In den vergangenen zehn Jahren war dieser Wert nur einmal, im "Corona-Jahr" 2021, mit 4.868 Straftaten pro 100.000 Einwohner niedriger.
+++ Details zu den Tatverdächtigen +++
Die Anzahl der Tatverdächtigen verringerte sich insgesamt geringfügig von 43.741 im Jahr 2023 auf 42.672 (-2,44 Prozent). Bei 30,56 % der Tatverdächtigen handelte es sich um nichtdeutsche Staatsangehörige. Die Gesamtzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen blieb von 2023 (12.852) auf 2024 (13.042) nahezu unverändert.
Mehr als drei Viertel (78,13 Prozent) aller tatverdächtigen Personen waren 21 Jahre und älter (33.339). Als anhaltend hoch ist daneben die Zahl der tatverdächtigen Kinder (0 bis 14 Jahre) zu bezeichnen: Wenngleich 2.094 tatverdächtige Personen dieser Altersspanne im Vergleich zum Vorjahr (2.106) eine leichte Abnahme darstellen, bedeutet dies im Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 (1.572) eine Zunahme von 33,21 Prozent. Es wird darauf hingewiesen, dass Personen unter 14 Jahren nicht strafmündig sind.
"Weniger Straftaten insgesamt und eine gestiegene Aufklärungsquote bedeuten unterm Strich, dass sich die Menschen weiterhin gut und sicher fühlen können. Das sind gute Nachrichten", sagte Polizeipräsident Andreas Sagehorn: "Auch wenn die Gewaltkriminalität insgesamt einen leichten Rückgang zu verzeichnen hat, stimmt mich dieses weiterhin hohe Niveau nachdenklich. Gewalt beeinflusst das Sicherheitsgefühl der Menschen nachdrücklich. Wir betrachten diese Entwicklung deshalb mit großer Aufmerksamkeit und werden unseren Fokus in der polizeilichen Arbeit weiterhin hierauf legen. Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger steht für uns an erster Stelle - das ist das, was die Kolleginnen und Kollegen Tag für Tag antreibt."
+++ Blick auf einzelne Deliktsbereiche +++
Gewaltkriminalität:
In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden unter "Gewaltkriminalität" alle Tötungsdelikte, aber auch Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Raubdelikte, Geiselnahmen und Körperverletzungen zusammengefasst. Nachdem der Bereich der Gewaltkriminalität insgesamt im Jahr 2023 einen Höchststand (3.853) erreichte, nahm die Zahl der Gewaltdelikte im abgelaufenen Jahr wieder leicht ab. Mit 3.644 Fällen ist eine Verringerung von 5,4 Prozent zu konstatieren. Straftaten gegen das Leben nahmen gegenüber dem Vorjahr zu (2023: 78/2024: 103), Rückgänge sind hingegen im Bereich der Sexualdelinquenz zu verzeichnen (2023: 3.307/2024: 2.984).
In 543 Fällen kam bei Gewaltdelikten das Tatmittel Messer zum Einsatz. Dies ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2023: 573), bleibt damit aber weiterhin auf einem hohen Niveau. 38,89 Prozent der Tatverdächtigen bei Messerdelikten hatten keine deutsche Staatsangehörigkeit. Dies ist ein Rückgang gegenüber 2023 um 1,48 Prozent.
Die Aufklärungsquote im Bereich der Fälle mit der Tatwaffe Messer liegt mit 90,79 Prozent sehr hoch - das heißt, in neun von zehn Fällen konnten tatverdächtige Personen ermittelt werden.
Erwachsene Personen (ab 21 Jahre) stellen mit 54,20 Prozent unverändert den überwiegenden Anteil der tatverdächtigen Personen bei Messerdelikten dar. Der zuletzt starke Anstieg in der Gruppe der jugendlichen Tatverdächtigen setzte sich nicht fort, dieser sank um 24,7 Prozent von 85 auf 64 Personen. Der Anteil der Tatverdächtigen zwischen 14 bis 18 Jahre betrug 10,54 Prozent.
Häusliche Gewalt:
Die seit 2021 vorliegende bundesweite Definition für das Phänomen der Häuslichen Gewalt ermöglicht eine einheitliche statistische Erfassung der Fallzahlen in diesem Deliktsfeld. Nach dieser Definition werden in diesem Bereich neben Gewalttaten in Partnerschaften und Ex-Partnerschaften zusätzlich auch diejenigen einbezogen, die im weiteren familiären Umfeld stattgefunden haben. Im vergangenen Jahr wurden im Bereich der PD Oldenburg 5.774 und damit 8,51 Prozent mehr Fälle Häuslicher Gewalt als im Jahr 2023 (5.321) registriert, womit sich die bereits seit Jahren ansteigende Tendenz in diesem Phänomenbereich fortsetzt. Der Schwerpunkt liegt hierbei weiterhin auf Taten im partnerschaftlichen Umfeld, wobei die Tatverdächtigen vorwiegend männlich, die Opfer vor allem weiblich sind.
"Es ist erschütternd, welche Dramen sich hinter den verschlossenen Türen von Wohnungen und Häusern abspielen. Ich kann allen Betroffenen nur eines raten: Bitte melden Sie sich bei der Polizei und zeigen Sie die Taten an! Nur so wird es uns gelingen, dass nach wie vor große Dunkelfeld immer mehr aufzuhellen und was viel wichtiger ist, dieses Gewaltphänomen zurückzudrängen bzw. bestenfalls schon im Vorfeld zu erwartender Taten, diese zu verhindern ", sagte Polizeipräsident Andreas Sagehorn.
Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen -und beamte:
Die Zahl der erfassten Straftaten, bei denen Polizeivollzugsbeamtinnen oder -beamte Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt worden sind, hat einen neuen Höchststand erreicht. 721 Fälle bedeuten eine Zunahme von 18,68 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 (617).
1.766 Beamtinnen und Beamte sind im Jahr 2024 Opfer von Gewalt geworden - nie waren es im vergangenen Jahrzehnt mehr gewesen. Statistisch betrachtet war damit im vergangenen Jahr jede zweite Polizistin bzw. jeder zweite Polizist in der PD Oldenburg von gewaltgeneigten Aktionen betroffen.
"Die zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte ist einfach unerträglich. Es macht mich fassungslos", sagt Polizeipräsident Andreas Sagehorn: "Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst stehen für Recht und Ordnung in einer freien und demokratischen Gesellschaft. Auf diese Menschen ist Verlass: Sie sind immer da, wenn Hilfe benötigt wird, sie riskieren im Ernstfall sogar ihr Leben, um anderen zur Seite zu stehen. Wer Einsatzkräfte verbal oder körperlich angreift, attackiert damit automatisch existentielle Säulen unserer Gesellschaft".
Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung/Kinderpornographie:
Obwohl die Taten zum sexuellen Missbrauch um 13,32 Prozent anstiegen (von 458 auf 519 Fälle), haben sich die Zahlen bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt im Jahr 2024 - entgegen dem langjährigen Trend der Fallzahlensteigerung - rückläufig entwickelt (- 323; 2.984 im Vergleich zu 2023: 3.307). Diese Abnahme basiert vor allem auf dem Rückgang der Zahlen im Deliktsfeld "Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von kinderpornografischem Material". Nachdem im Jahr 2023 mit 1.660 Taten ein neuer Höchststand erreicht worden war, wurden für das zurückliegende Jahr 1.126 Fälle polizeilich registriert (-32,17 Prozent).
Die Polizeidirektion Oldenburg begegnet den in der Vergangenheit stark angewachsenen Bereich Kinderpornografie mit verschiedenen Maßnahmen. Zuletzt wurde Anfang 2024 das "Zentrallabor Forensik-KiPo" eingerichtet. Hier werden digitale Beweismittel von Kinderpornografie-Verfahren im Zuständigkeitsbereich der PD Oldenburg von IT-Experten zentral aufbereitet.
"Wir werden dieser widerlichen Kriminalitätsform weiter entschieden entgegentreten", sagte Polizeivizepräsident Arne Schmidt und betonte: "Die Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler ist extrem belastend. Durch die zunehmende Nutzung KI-unterstützter Auswerteprodukte können wir schneller und präziser die sichergestellten Datenträger auswerten. Für diejenigen, die diese abscheulichen Bilder und Videos aus dem Netz herunterladen, ansehen oder speichern haben wir eine klare Botschaft: Wir kriegen euch! Immer mehr, immer öfter und immer schneller."
Diebstahl und Wohnungseinbrüche:
Unverändert stellen Diebstahldelikte den Hauptanteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren dar. Ein Drittel (33,40 Prozent) aller im Jahr 2024 registrierten Straftaten entfielen auf diesen Bereich. Allerdings setzte sich der Trend von steigenden Fallzahlen im Jahr 2024 nicht fort, im Vergleich zu 2023 (34.406) sank die Zahl auf 30.626 - der größte Rückgang war dabei im Bereich der Taschendiebstähle festzustellen (ca. 25 Prozent von 1.365 auf 1.026). Die positive Entwicklung unterstreicht der Vergleich mit von vor zehn Jahren als es im Jahr 2015 mit 42.445 Fällen noch 28 Prozent mehr Diebstahldelikte gegeben hatte.
Im Bereich der Wohnungseinbrüche verringerten sich die Fallzahlen um knapp 10 Prozent von 1.659 (2023) auf 1.490. Damit setzt sich der rückläufige Trend in diesem Deliktsfeld weiter fort, vor zehn Jahren waren noch mehr als doppelt so viele Wohnungseinbrüche registriert (2015: 3.706).
"Die Zahlen zum Wohnungseinbruch zeigen, dass Polizei und Bevölkerung auf dem richtigen Weg waren und sind. Die präventiven Schwerpunkte in allen Inspektionen und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die eigene Wohnung besser gegen Einbrecher zu schützen, zahlen sich aus", fasst Arne Schmidt die Entwicklung zusammen: "Wir dürfen nur nicht nachlassen und den Einbrechern dieses Feld wieder überlassen. Der hohe Anteil der Versuchstaten zeigt, dass wir gemeinsam wachsam bleiben müssen."
Rauschgiftkriminalität:
Die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind stark rückläufig (3.220 Fälle im Jahr 2024 gegenüber 5.614 Fälle in 2023 bedeuten eine Reduktion von 42,64 Prozent). Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die Einführung der neuen gesetzlichen Bestimmungen im Zusammenhang dem Besitz und Konsum von Cannabis zurückzuführen. Die polizeilich registrierten Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis nahmen von 2.908 im Jahr auf 2023 auf 1000 im abgelaufenen Jahr um 65,61 Prozent ab.
Während der Rückgang der Straftaten auf die gesetzlichen Änderungen zurückzuführen ist, lässt sich bei der Menge der sichergestellten Betäubungsmittel eine erhebliche Zunahme feststellen: Im Jahr 2023 wurden in der PD Oldenburg insgesamt 66 Kilogramm Rauschgift in fester Form beschlagnahmt, dagegen waren es im Jahr 2024 schon 256 Kilogramm.
"Allein der Rückgang der PKS-basierten Zahlen im Rauschgiftsektor sind leider kein verlässlicher Hinweis auf eine positive Gesamtentwicklung. Die Erkenntnisse im Hinblick auf die illegale Einfuhr von Betäubungsmitteln machen deutlich, dass hier weiter ein hoher Bedarf an intensiven Ermittlungen besteht", betonte Polizeivizepräsident Arne Schmidt.
+++ Regionale Entwicklungen +++
Die Polizeiinspektionen werden ab dem kommenden Montag die Kennzahlen der PKS in ihren Inspektionsbereichen veröffentlichen.
+++ Abschlussstatement des Polizeipräsidenten +++
"Die Bürgerinnen und Bürger können sich weiter auf ihre Polizei verlassen. Mein Dank geht in diesem Zusammenhang an alle Bürgerinnen und Bürger, die durch die Mitteilung von Beobachtungen, durch Aufmerksamkeit im Wohnumfeld oder durch die Bereitschaft zur Aussage als Zeugin oder Zeuge im polizeilichen Ermittlungsverfahren dazu beigetragen haben, dass tatverdächtige Personen ermittelt und zahlreich auch ihrer strafrechtlichen Verantwortung vor Gericht zugeführt werden konnten. Eine Polizei ohne das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger könnte nicht diese stabilen Werte bei der Aufklärung von Verbrechen erreichen. Sicherheit erreichen wir nur gemeinsam, auch im laufenden Jahr 2025", bilanziert Polizeipräsident Andreas Sagehorn zum Abschluss.
Rückfragen bitte an:
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